Literatur-Tipps



Ratgeber
Sowohl der Bundesverband Aphasie als auch die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe bieten zahlreiche Informationsschriften an:


https://aphasiker.de/service/info-material/
https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/service/publikationen


So gibt es z. B. beim Bundesverband Aphasie eine Kommunikationshilfe für Menschen mit Aphasie in Form eines kleinen Ringbuches: Das PictoCom erleichtert die Kommunikation mittels Bildern. Auf demselben Prinzip beruhen die folgenden beiden Mini-Ringbücher von Langenscheidt, die bis zu 700 Zeigebilder enthalten:

https://www.langenscheidt.com/shop/deutsch/selbstlernen/woerterbuch/langenscheidt-mit-bildern-sprechen-978-3-12-514157-5
https://www.langenscheidt.com/shop/englisch/reise/woerterbuch/langenscheidt-ohnewoerterbuch-978-3-12-514156-8t



Kochbücher



In den beiden Büchern "Das Einhänderkochbuch" erklärt Nick Tschirner, wie man mit einer Hand und entsprechenden Hilfsmitteln leckere Gerichte zubereiten kann.
Herausgeber Martina Tschirner/Verlag edition slow hand
ISBN 978-3-00-045859-0 (Buch 1)  und ISBN 978-3-00-059451-9 (Buch 2)


Am 11.10.2023 ist das dritte Kochbuch aus dieser Reihe erschienen (ISBN 978-3-00-076686-2):

Bei THALIA kann man folgende Beschreibung finden:

"Mit frischen Zutaten lecker kochen, das geht auch mit nur einer Hand und trotz Handicap. Viel kosten muss das nicht und kann sogar nachhaltig sein!
Im dritten Einhänderkochbuch von Nick & Martina Tschirner gibt es nicht nur tolle Ideen unter dem Motto »1 x kochen – 3 x essen«. Weil sie mit dem Wegwerfen von Lebensmitteln wie altem Brot und reifen Bananen nicht einverstanden sind, haben sie auch dafür Rezepte entwickelt. Noch ein Aspekt in der »Easy Einhänderküche« sind günstige saisonale Zutaten.
Alle Rezepte in diesem Buch wurden von Nick Tschirner mit nur einer Hand probegekocht. Sie sind besonders übersichtlich gegliedert und zu planen – und damit auch gut für Anfänger geeignet. Aufgeteilt sind die Rezepte nach 10 Grundzutaten.
Dazu gibt es wie in den beiden anderen Büchern viele praktische Tipps für die Arbeit in der Küche. Auch spezielle Arbeitsgeräte werden vorgestellt, ohne die es mit nur einer Hand nicht geht."

Wer vorab einen Eindruck von den leckeren Sachen, die Nick in seiner Küche quasi mit links herstellt, gewinnen möchte, kann sich seine INSTAGRAM-Beiträge anschauen:

Das Buch „Easy Einhänderküche“  kann direkt bei den Autoren bzw. bei dem Verlag über info@einhaenderkochbuch.de bestellt werden  (ohne weitere Versandkosten).






Im "Kochbuch in leichter Sprache" werden Rezepte sowie das Kochen Schritt für Schritt mit wenig Text und vielen Photos erläutert.
Springer-Verlag Berlin      ISBN 978-3-662-55653-5








Hamster im hinteren Stromgebiet
Joachim Meyerhoff


erschienen bei Kiepenheuer & Witsch 10.09.2020 (1. Auflage)
ISBN 978-3-462-00264-5 (Taschenbuch)
ISBN 978-3-462-00024-5 (gebundene Ausgabe)
EAN 9783462301304 (e-book)


Ein jegliches hat seine Zeit... so auch das Lesen bestimmter Bücher. In den ersten Monaten nach meinem Schlaganfall hätte ich das Buch nach kurzem Anlesen bestimmt wieder zur Seite gelegt, weil mich zu der Zeit eher die Fakten als die romanhafte Verarbeitung des Erlebten interessiert hatten. Auch hätten mich die vielen Rückblicke in die Vergangenheit sicher irritiert. Jetzt  -fast 6 Jahre nach meinem Schlaganfall-  war dieses Buch jedoch eine überaus spannende Lektüre in vielfacher Hinsicht.
Joachim Meyerhoff, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller, beschreibt den Beweggrund für dieses Buch wie folgt: "Doch unter keinen Umständen wollte ich zulassen, dass der Schlaganfall mich sprachlos machte. Einen Teil meines Gleichgewichtssinns konnte er meinethalben haben, aber meine Gedanken und meine Sprache nicht. So wie man metastasierende Zellen mit Strahlen beschießt, so würde ich meinen Verschluss mit Worten beschießen, bis er sich von der Banalität einer Diagnose zu einer Geschichte, und zwar meiner Geschichte, wandeln würde.“ (Seite 266 im e-book)
Joachim Meyerhoff versteht es aus meiner Sicht  sehr gekonnt, seine Gefühle während des Schlaganfalls und in den ersten Tagen danach in Worte zu fassen:  "Ich sah auf und innerhalb der nächsten Sekunden zerfiel der Raum um mich herum.“ (Seite 8 im e-book) "Mein linkes Bein fing sanft zu kribbeln an, auf dem Schienbein eine Ameisenstraße, dann stärker und verlor seine für mich eindeutige Position im Raum. Mit einer prickelnden Entladung wich schlagartig alle Kraft aus dem linken Arm.“ (Seite 8 im e-book) "Die Empfindung in Ober- und Unterlippe wurde vertikal geradezu chirurgisch durchtrennt.“ (Seite 8 im e-book)
Seiner Angst, erneut einen Schlaganfall zu bekommen, wenn er nachts die Augen schließt, begegnet er mit gedanklichen Ausflügen in die Vergangenheit: "Genau darum würde es gehen. Mich durch Geschichten aufzuheitern, abzulenken, herauszulenken aus den Gedankenschleifen des allzeit auf sich selbst blickenden Betroffenen.“ (Seite 104 im e-book)  „Ich setzte mich auf die Bettkante und war ein wenig stolz, die dritte Nacht in Folge Berge von Dunkelheit weggesponnen zu haben. War mir doch egal, ob das Stroh oder Gold war, Hauptsache, der Schlaf hatte einem weiteren Schlaganfall nicht die Zugbrücke heruntergelassen.“ (Seite 192 im e-book)
Auch bringt er Begebenheiten, die ihm im Krankenhaus wiederfahren sind, die ich selbst sowohl als Ärztin als auch Patientin ebenso erlebt habe, genau auf den Punkt. Sehr beliebt im Rahmen einer neurologischen Untersuchung ist in der Tat der Finger-Nase-Versuch, den Joachim Meyerhoff folgendermaßen beschreibt: "»Geht das?« Sie streckte den Arm weit aus und tippte sich dann mit einer schnellen Bewegung auf die Nasenspitze. Ich versuchte es, aber drei wilde Schlenker, die aussahen, als wäre ich ein irrer Diktator, der ausrastet und letzte Befehle erteilt, waren alles, was ich hinbekam.“ (Seite 52 im e-book) "Im Wartezimmer vor dem Untersuchungszimmer stand eine Reihe von fünf Betten. Eins vor dem anderen, wie die Waggons eines traurigen Zuges.“ (Seite 197 im e-book) "Manche Menschen haben wirklich ein Gespür für den Moment. Einen Schauspieler genau in dem Augenblick, da er wegen eines Hirnunfalles in ein MRT geschoben wird, für mnemotechnische Meisterleistungen zu loben, deutet auf enormes Fingerspitzengefühl hin.“ (Seite 200 im e-book)
Joachim Meyerhoffs Beschreibungen der Essenssituationen im großen Speisesaal der Klinik weckten ein Déjà-vu-Erlebnis nach dem anderen in mir: "Es gab neue Spielregeln. Wie teilt man ein Brötchen in zwei Hälften, wenn nur eine Hand mitmachen darf?“ (Seite 87 im e-book) "Das Essen schien von einem kulinarischen Mastermind kreiert worden zu sein und war wie gemacht, um daran zu scheitern. Gegen dieses Mittagsmenü war jede Ergotherapiestunde ein Witz.“ (Seite 248 im e-book) (Anmerkung von mir: Es gab zähen Braten mit Erbsen...)
FAZIT: Mich hat dieses Buch vom Anfang bis zum Ende fasziniert. Eine solch schwierige Theamtik so eloquent zu verarbeiten ist aus meiner Sicht eine Meisterleistung. Ich bin schon ganz versessen darauf, die ersten 4 Bücher der Serie "Alle Toten fliegen hoch" zu lesen.


Sehr interessant ist auch folgendes Radio-Interview im Deutschlandfunk Kultur vom 7. September 2020:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/joachim-meyerhoff-hamster-im-hinteren-stromgebiet-sich-100.html






Die Kunst ohne Sprache Geschichten zu erzählen

Dieter Knödler

Text von Rose Zaddach; Umschlaggestaltung, Satz und Layout von Ricardo Ferrol
ISBN 978-3-732-24374-7 books on demand GmbH Norderstedt 2013


Auf der Suche nach Büchern, die ich an dieser Stelle weiterempfehlen möchte, bin ich auf diesen kleinen "Schatz" gestoßen. Mit wohltuend kurz gehaltenem, dafür um so berührenderem Text fasst Rose Zaddach in Worte, was Dieter Knödel ohne Sprache mit seinen Fotos zum Ausdruck bringt.
Nach seinem Schlaganfall im Alter von 50 Jahren, der unter anderem mit dem Verlust seiner Sprache auf allen Ebenen einherging, hat Dieter Knödler das Fotografieren als neues Hobby für sich entdeckt: "Ein wesentlicher Schritt zu einem Neuanfang war der Tag, an dem ich mir eine Kamera kaufte" (Seite 19). Viele Fotos, die er quasi vor seiner Haustür auf der Schwäbischen Alb gemacht hat, beweisen, dass man nicht unbedingt in die Ferne schweifen muss, um Schönes zu erleben. Ein Satz hat mich besonders beeindruckt: "Ich ging zu Fuß. Doch je langsamer ich ging, desto mehr sah ich"(Seite 20).  Inzwischen unternimmt Dieter Knödler mit seiner Lebensgefährtin auch wieder jährlich eine kleine Reise ins Ausland, "die uns aus dem Alltag herausnimmt und uns einen neuen Blick auf das Leben schenkt" (Seite 21). Einziger Wermutstropfen ist aus meiner Sicht das Format des Buches: Die sehr ausdrucksstarken Fotos hätten ein größeres Format verdient!






Der Spalt Wie mich -23, schlank, sportlich, Nichtraucherin- der Schlag traf

Meike Mittmeyer-Riehl


ISBN 978-3-8442-1001-9 epubli GmbH Berlin 2016


Dieses Buch hatte mich wegen des Titels sofort angesprochen, da mir vor fat 6 Jahren dasselbe wie der Autorin widerfahren war und ich mich oft gefragt habe, wie so etwas passieren konnte. Eine spontane Dissektion (Aufspaltung) der Halsschlagader ist zwar eine sehr seltene Ursache für einen Schlaganfall, bei jungen Patienten unter 50 Jahren ist sie allerdings die zweithäufigste Schlaganfall-Ursache.
Mit schonungsloser Offenheit lässt Meike Mittmeyer-Riehl die Leserschaft teilhaben an ihrem Leben nach dem 17. März 2012: "Ich wollte auf ganz ehrliche Art und Weise schildern, wie es ist, wenn einem der eigene Körper in einem Alter, da eigentlich alle Türen offenstehen sollten, plötzlich all diese Türen mit voller Wucht vor der Nase zuknallt." (Vorwort, Seite 8). Dem Wissensdurst der Autorin ist es zu verdanken, dass dieses Buch zudem sehr verständlich über das Krankheitsbild "Spontane Dissektion der Halsschlagader" informiert und den Wissensstand der Wissenschaft zum Zeitpunkt des Erscheinens (April 2016) wiedergibt. Die im September 2016 von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie herausgegebenen Leitlinien zu diesem Thema werden zur Zeit überarbeitet.






Käsekuchen mit Sauerkraut - Mein Mann, sein Schlaganfall und der ganze Irrsinn danach
Barbara Wentzel mit Miriam Collée


ISBN 978-3-492-05864-3 Piper Verlag 2017


Genau so ungewöhnlich wie der Titel ist das Buch, das Barbara Wentzel zusammen mit Miriam Collée über ihr Leben nach dem 3. April 2013 geschrieben hat. An diesem Morgen erlitt ihr Mann Henrik Wentzel im Alter von fast 56 Jahren einen Schlaganfall. Wie grundlegend sich das Leben aller Familienmitglieder durch dieses Ereignis geändert hat, macht dieser Vergleich deutlich: "Es ist, als hätte jemand unser Leben in ein großes Einmachglas gesteckt, einmal kräftig durchgeschüttelt und auf den Kopf gestellt." (S. 123)
Eindrücklich und sehr offen gewährt Barbara Wentzel der Leserschaft Einblick in das Zusammenleben mit einem Menschen, der nicht nur halbseitig gelähmt ist und eine 24-Stunden-Pflege braucht, sondern dessen Persönlichkeit sich deutlich verändert hat. "Zwar ist Henrik in vielen Dingen der Alte geblieben." ... "Seit dem Schlaganfall hat Henrik noch zwei weitere, mir bis dahin unbekannte Facetten dazugewonnen: eine chronische, durchweg negative Sichtweise, mit der er die Welt und alles um sich herum betrachtet und eine ungeahnte Aggressivität, die daraus resultiert." (S. 122)
Die mühsame Suche nach geeigneten Pflegekräften für die häusliche Versorung wird so anschaulich beschrieben, dass man meint, dabei zu sein. Manche Erlebnisse mit den Pflegekräften wären als Vorlagen für Sketche bestens geeignet, wenn der Anlass und die Folgen nicht so ernst wären.
Dieses Buch, im Oktober 2017 erschienen, war der Startschuss für ein Wohnprojekt für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen, das sich grundlegend von klassischen Pflegeeinrichtungen unterscheidet und ein echtes Zuhause bietet:

https://www.haus-fuer-morgen.com






Stau in Opas Kopf

Monika Owczarek


ISBN 978-3-86321-414-2


Diesmal möchte ich ein Kinder(fach)buch vorstellen, das sich kindgerecht dem Thema Schlaganfall widmet. Die kurz gehaltenen und sehr gut verständlichen Texte der Geschichte sind sehr liebevoll illustriert. Auf diese Weise  wird nicht nur Kindern ein komplexes Thema nähergebracht. Die Geschichte von Frida und ihrem Opa macht aber auch deutlich, dass ein Schlaganfall immer auch die Angehörigen trifft, Gefühle wie Angst und Trauer werden thematisiert.  An die Geschichte schließt sich das Kapitel "Wissenswertes zum Schlaganfall" an, das ich jeder Ärztin/ jedem Arzt sehr empfehlen kann, wenn sie/er einer Person ohne medizinische Kenntnisse Ursachen und Folgen eines Schlaganfalls erklären möchte. Das Vorwort von einer Fachärztin sowie ein Text einer Psychologin und der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe geben zusätzliche Impulse.
Die Autorin Monika Owczarek hat dieses Buch im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit am  Neuropsychologischen Therapie-Centrum an der Ruhr-Universität Bochum verfasst. Dieses Centrum ist auch Herausgeber einer meiner Meinung nach absolut lesenswerten Internetseite, die viele Informationen für alle Altersgruppen bietet:

https://www.dein-gehirn.com


Im Mabuse-Verlag sind übrigens noch andere sehr interessante Kinder(fach)bücher zu verschiedenen Themen erschienen:

https://www.mabuse-verlag.de/Produkte/Mabuse-Verlag/Unsere-Buecher/Kinderfachbuecher/






... und anders geht es weiter

Schlaganfall-Selbsthilfegruppe für jüngere erwachsene Menschen Freiburg e. V.


ISBN 978-3-7330-5081-0


Einen Schlaganfall zu erleiden, bedeutet für jeden betroffenen Menschen und dessen mitbetroffenen Angehörigen eine Herausforderung. Geschieht dies im fortgeschrittenen Alter, kann man meist auf viele erreichte Lebensziele zurückblicken. Um wieviel schwerer muss es für Menschen sein, die in jungen Jahren einen Schlaganfall erlitten haben? Dass man dennoch wieder Mut fassen und Pläne für das weitere Leben schmieden kann, belegt dieses Buch mit den Lebensgeschichten von Teilnehmer*innen der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe für jüngere erwachsene Menschen Freiburg e. V.
17 Menschen im Alter von 30 bis 57 Jahren lassen die Leserinnen und Leser an ihrem Leben vor und nach dem Schlaganfall teilhaben. Beim Lesen bestätigt sich das, was von der Herausgeberin Sabine Frigge im Vorwort steht: "Jede Geschichte beleuchtet ein individuelles Schicksal. In der Gesamtschau tauchen natürlich Gemeinsamkeiten auf, doch letztendlich ist jede Geschichte so singulär wie das Leben selbst. Kein Schlaganfall ist in seinen Auswirkungen wie der andere und jeder der Betroffenen hat seinen eigenen Weg gefunden, damit umzugehen. Eines wird jedoch deutlich: Aufgegeben hat keiner."






Katze fängt mit S an

Ingrid Tropp Erblad


erschienen im: FISCHER Taschenbuchverlag      ISBN  978-3-596-18141-4
"Jeder weiß, dass "Katze" mit "K" anfängt. Aber als ich das Wort "Katze" hörte, meinte ich, es finge mit "S" an."  (Seite 42 der deutschen Ertstausgabe im Fischer-Verlag Juni 1985)
Dieses Buch hat mich schon während meiner Ergotherapie-Ausbildung fasziniert. Inzwischen sind fast 36 Jahre vergangen und der Inhalt ist immer noch aktuell: Wie kommt ein Mensch, der schon als Kind das Lesen geliebt und sich als Erwachsene den Beruf der Werbetexterin ausgesucht hat, mit dem plötzlichen Verlust von Sprache auf allen Ebenen zurecht? Die folgenden Zitate aus der deutschen Ertstausgabe, die im Fischer-Verlag Juni 1985 herausgegeben worden ist, machen deutlich, wie sich Ingrid Tropp Erblad gefühlt hat.
"Ich sah, wie klein ich wurde, wenn ich zu sprechen anfing. Und wie der Partner wuchs. Unmittelbar nach dem ersten Wortwechsel schlüpften wir in unsere Rollen hinein." (Seite 72)
"Ich komme mir vor wie eine Spieldose, die gewisse Zacken verloren hat und nun keine ganze Melodie mehr zustandebringt." (Seite 92)
"Die Sprache ist wichtig für das Selbstgefühl. Als ich meine Sprache verlor, verlor ich auch meine Sicherheit. Da mir die Wörter fehlten, konnte ich mich nicht differenziert ausdrücken. Wenn ich sprach, wirkte ich wie jemand, der auch nicht differenziert denkt." (Seite 99)
Ingrid Tropp Erblad hat durch intensives Training, zu dem auch das Schreiben dieses Buches gehörte, ihr Sprachvermögen vollständig wiedererlangt. Wie hart dieser Kampf für sie gewesen sein muss, belegen auch die vielen handschriftlichen Texte, die in diesem Buch zu finden sind.






Ich Will
Rainer Zitelmann

https://zitelmann-ich-will.de/



Bei den PARALYMPICS erleben, wie manche Menschen trotz (oder gerade wegen?) einer körperlichen Beeinträchtigung sportliche Höchstleistungen erbringen. In dem von Rainer Zitelmann verfassten Buch "Ich will" werden neben sportlich erfolgreichen Menschen mit Behinderung auch Persönlichkeiten vorgestellt, die trotz ihrer Behinderung in verschiedenen Bereichen erfolgreich waren oder sind. So wird beispielsweise der Lebensweg von Ludwig van Beethoven ebenso skizziert wie der von Frida Kahlo. Genau so spannend ist es aber auch, mehr über das Leben weniger prominenter Personen und deren unterschiedlichen Umgang mit ihrer Behinderung zu erfahren.
Besonders bemerkenswert fand ich folgende Sätze aus dem Vorwort von Rainer Zitelmann: "Die Menschen in diesem Buch haben sich nie als Opfer gesehen. Sie wollten auch kein Mitleid. Sie sahen sich als Gestalter ihres eigenen Schicksals und glaubten daran, dass sie Dinge erreichen konnten, die selbst die meisten Menschen ohne Behinderung niemals erreichen würden." (Seite 22)............"Denn Gesundheit ist zwar wichtig, aber wichtiger noch ist unsere innere Einstellung, und wichtiger ist, dass wir die verborgenen Kräfte kennenlernen, die in uns liegen." (Seite 23).
Aus meiner Sicht ist es ein spannendes Buch nicht nur für Menschen mit einer Behinderung, wie auch der Untertitel andeutet: "Was wir von erfolgreichen Menschen mit Behinderung lernen können.". So Mancher, der bisher meist die äußeren Umstände für sein Scheitern, sei es beruflich und/oder privat, verantwortlich gemacht hat, kommt vielleicht bei der Lektüre dieses Buches ins Grübeln...
Ich selbst habe durch die Lektüre dieses Buches weitere Anregungen für die Arbeit an mir selbst und den Umgang mit meiner Behinderung erhalten: Sich immer wieder eigene Ziele setzen, Vorbilder suchen, die eigene Behinderung akzeptieren und gleichzeitig die eigenen Fähigkeiten entdecken und fördern, sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen und vor allem nie (sich) aufgeben!
Eine spannende Reise zu Ihren verborgenen Kräften wünscht Ihnen
Claudia Niederer






Schlagworte


Schlagworte - So lautet der Titel dieses Bildbandes. Die Menschen aber, um die es in diesem Bildband geht, hatten über Wochen, Monate oder Jahre ihre Sprache verloren. Ihre Aphasie verhinderte die Kommunikation über die Sprache. Gefühle konnten nicht mehr durch Worte ausgedrückt werden. Ein verbaler Schlagabtausch konnte nicht mehr stattfinden. Eine schlagfertige Antwort, die vor dem Schlaganfall leicht übere die Lippen kam, blieb im Kopf stecken. Um so faszinierender sind die Aussagen, die von den im Bildband vorgestellten Personen stammen. Von großformatigen Schwarz-Weiß-Photos scheinen mich die von Aphasie betroffenen Menschen direkt anzublicken und durch die dem Photo gegenübergestellten kurzen, prägnanten Texte direkt anzusprechen. Dieser Faszination kann ich mich nicht entziehen und tauche ein in eine Welt, die mir selbst sehr bekannt ist. Schlagworte - Der Titel erinnert mich an das Gedicht "Unaufhaltsam" von Hilde Domin:"... Ein Messer trifft oft am Herzen vorbei. Nicht das Wort...." Die Schlagworte treffen mich im positiven Sinne:  Vielen Aussagen stimme ich spontan zu und oft möchte ich den Personen zurufen "Weiter so!"
Zusammen mit den biographischen Informationen am Ende des Bildbandes empfinde ich dieses Buch als im wahrsten Sinne des Wortes großartig gelungenes Projekt. Es kann anderen von Aphasie betroffenen Menschen Mut machen.  Es kann aber auch bei den mitbetroffenen Angehörigen, Freunden und Bekannten das Verständnis für die besonderen Herausforderungen von aphasisch betroffenen Menschen fördern.
Eine Bestellung ist über das Aphasiker-Zentrum Unterfranken gGmbH möglich (entweder die 0931/ 2 99 75-0 anrufen bzw. über  info@aphasie-unterfranken.de bestellen). Der aktuelle Preis beträgt EUR 10,- zzgl. Versandgebühren, die leider wegen des Formates (30 cm x 37 cm!) relativ hoch sind.






Das Erwachen des Tänzers

Luise Köppen


„Ich habe lange geschlafen.“ So lautet der Kommentar von Ludwig Köppen zu den 6 Monaten, die er im Wachkoma verbracht hat. Seine Narben, die er durch den Autounfall im Februar 2012 und die nachfolgenden Behandlungen während der 16 Monate Krankenhausaufenthalt erhalten hat, erklärt er als „Spuren des Kampfes mit einem Bären“. Diese Aussagen lassen erahnen, dass Ludwig seinen Humor nicht verloren hat. Ludwigs Mutter Luise Köppen schreibt am Ende ihres Buches „Das Erwachen des Tänzers“: “Fast alles, was Ludwig jemals konnte, hat er wieder erlernt.“ „Das Schönste für uns alle aber ist, dass sich Ludwigs Charakter nicht verändert hat. Er ist noch immer der Ludwig, der er vor dem Unfall gewesen ist.“ Luise Köppen nimmt uns in ihrem Buch mit auf eine Reise vom Keller (Intensivstation) etagenweise hoch in den 3. Stock (Neurologische Station für Patienten, die nicht mehr pflegebedürftig sind). Dieser „Aufstieg“ steht auch für die stufenweise Rückkehr Ludwigs ins Leben. Zahlreiche Menschen, allen voran seine Familie, haben ihn dabei bis an die Grenzen ihrer eigenen Belastbarkeit unterstützt. So haben sie einen Ausgleich zu dem Negativen geschaffen, das manche Ärztinnen und Ärzte mit ihrer arroganten, gefühlskalten, menschenverachtenden, durch Ignoranz geprägten Art vermittelt haben. Als Ärztin schäme ich mich für solch ein Verhalten meiner Kolleginnen und Kollegen, habe es aber auch schon mehrmals selbst erlebt!!! Aber wie Luise Köppen schreibt, gibt es auch „Ärzte, die mir zeigen, dass sich der Himmel über uns noch nicht ganz zugezogen hat.“
In dem Buch „Das Erwachen des Tänzers“ kann man auch miterleben, wie Luise Köppen aus der „Idee, etwas grundlegend zu verändern“ sich neurobiologisches Wissen aneignet und, was viel wichtiger ist, auch anwendet, um Ludwig nach und nach zum Erwachen zu bringen. Ständige Wegbegleiter sind ihr Hoffnung und Zuversicht, „denn vieles passiert einfach, ohne dass es eigentlich möglich ist.“ Tatsächlich erhielt Ludwigs linke Gehirnhälfte nach dem schweren Autounfall über 40 Minuten keinen Sauerstoff. Die ärztliche Prognose „ihm bliebe nur der Tod oder eben ein unwürdiges Dahinvegetieren“, stellt sich letztendlich aber als Fehlinterpretation heraus. Heute arbeitet Ludwig als selbständiger Tanzlehrer in Lübeck, Ratzeburg und Hamburg, hat eine CD mit Liedern aufgenommen und ein Strategiespiel erfunden.
Meine Empfehlung: Zuerst das Buch lesen aus der Sicht der Mutter, dann auf Ludwigs Internetseite seine letzten Jahre aus seiner Perspektive Revue passieren lassen. Ich kann nur dazu sagen: Hut ab vor der Leistung von Ludwig und allen seinen Wegbegleiter*innen!!!
Das Buch kann direkt über die Internetseite von Ludwig Köppen bestellt werden und kostet 12,- € zzgl. 2,- € Versandkosten:

https://www.pentaludea.de/shop-5-gewinnt/



2019 hat Ludwig Köppen mit seiner Mutter die Eröffnung der Würzburger Aphasietage mitgestaltet: Seine Mutter hat Passagen aus dem Buch "Das Erwachen des Tänzers" vorgelesen, Ludwig lieferte Kostproben seines gesanglichen Könnens. Auf dem Photo steht er vor Gemälden, die in Malkursen der Aphasie-Selbsthilfegruppe Bonn und der AphasieArt Selbsthilfe Waldbreitbach unter Leitung von Ulla Hieronymi-Pinnock  entstanden sind.


Im Rahmen der Würzburger Aphasietage 2021, die diesmal über ZOOM stattfanden, hat Ludwig Köppen seine CD: „Haben Sie Probleme?“ bei YouTube vorgestellt:

https://www.youtube.com/watch?v=Z2lr7E1Hygk&t=143s


Diese CD sowie das Strategiespiel "Pentaludea" sind ebenfalls über den Shop der oben genannten Internetseite beziehbar.






Wer nicht kämpft, hat schon verloren!

Alexander Leipold


Nach einem Klick auf den unten stehenden Link gelangen Sie zu Alexander Leipolds Buchvorstellung:

https://www.youtube.com/watch?v=NnorJnwSp58


Alexander Leipold weiß, wovon er spricht und schreibt. Als Ringer hat er vom Kleinkindalter an gelernt, immer wieder aufzustehen. Nach zahlreichen Wettkämpfen war er mental und natürlich auch physisch gut vorbereitet für seinen härtesten Kampf. 3 Schlaganfälle hatten ihn im wahrsten Sinne des Wortes umgehauen. Aber gemäß seines Wahlspruchs "Wer nicht kämpft, hat schon verloren." hat er  nicht aufgegeben, sondern sich wie gewohnt immer wieder neue Ziele gesetzt. Viele dieser Ziele erschienen für Außenstehende nicht erreichbar. Aber der Glaube an sich selbst und der feste Wille haben dazu geführt, dass Alexander wieder völlig gesund ist und als Botschafter der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe Anderen Mut macht. In diesem Jahr war er zudem Schirmherr des Aphasie-Online-Kongresses in Würzburg.
Vor der Lektüre dieses Buches hat mich Ringen nicht so angesprochen. Aber Alexanders Olympiasieg 2000 in Sidney, den ich mir jetzt angeschaut habe, hat mich total begeistert!
Anders als so manche Bücher von prominenten Schlaganfallbetroffenen ist das Buch  gut geschrieben und mit zahlreichen Farb-Photos versehen. Für Abwechslung sorgen auch die Kapitel, die aus der Sicht von Wegbegleitern geschrieben sind: So kommen seine Frau, sein Freund und Physiotherapeut, seine Trainer, seine Therapeuten in der Rehabilitationseinrichtung und noch weitere Personen zu Wort.
Mein persönliches Fazit: Ein lesenswertes Buch, das Mut macht!
Das Buch kann direkt bei Alexander Leipold bestellt werden (mit persönlicher Widmung) und kostet 18,90 € zzgl. 3,-€ Versandkosten: leipalex@aol.com